Vortrag 1: „Der Unternehmer – antisozial und innovativ?”
Referent: Dr. Martin Obschonka
Regeln und Gesetze gelten für Normalbürger, Firmenchefs zimmern sich gern ihre eigenen, stimmts? Doch eine neue Studie zeigt: Unternehmer sind nicht krimineller oder unsozialer als andere Menschen – außer vielleicht in ihrer Jugend. Mit anderen Worten: Gerade in rebellischen Kindern schlummert oft ausgeprägter Unternehmergeist. Forscher der Universitäten Jena und Stockholm haben sich diesem Thema nun wissenschaftlich gewidmet. Sie analysierten die Daten einer schwedischen Langzeituntersuchung mit rund tausend Probanden und stellten fest: Unternehmer sind weder Egoisten noch Raffzähne oder Steuerhinterzieher. Ihr soziales Verhalten unterscheidet sich nicht von dem ihrer Mitmenschen. Doch in ihrer Jugend gehörten sie meist zu den Rebellen. Der Vortrag nimmt den unternehmerischen „Homo oeconomicus“ wissenschaftlich und unterhaltsam unter die Lupe. Was charakterisiert einen erfolgreichen Unternehmer? Bei ihrer Suche nach antisozialen Tendenzen in den Lebensläufen von Firmengründern kam das deutsch-schwedische Forscherteam zu verblüffenden Ergebnissen.
Vortrag 2: „Wahrheit und Werbung – Eine Analyse der ersten bundesdeutschen Werbekommunikatoren”
Referent: Dr. Gerulf Hirt
Werbefachleute wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Gruppe von „Self-Made Men“ betrachtet. Stets bemüht, doch letztlich vergebens sehnten sie sich nach gesellschaftlicher Akzeptanz.Dr. Gerulf Hirt stellte in seiner Dissertation (übrigens gerade als Buch „Verkannte Propheten“ im Leipziger Universitätsverlag erschienen) fest, dass sie zwar großen Einfluss auf das tägliche Leben von Konsumenten hatten, der kommerziellen Werbung dennoch lange ein negativer Ruf nachhing: „Werbekommunikatoren sahen sich einer massiven Kritik an ihrer Arbeit ausgesetzt”, erklärt Hirt, der im Rahmen des BMBF-Forschungsverbunds PolitCIGs u.a. die Kulturgeschichte der Zigarette erforscht. Angeprangert wurde besonders reißerische sowie als unredlich oder unästhetisch geltende Werbung.